Das Residenzmuseum im Celler Schloss
Mehr als ein Museum im Schloss

Residenzen haben die kulturelle Vielfalt Europas in hohem Maße mitgeprägt. Welche Bedeutung und Strahlkraft sie als regionale Mittelpunkte in der sie umgebenden Landschaft einst hatten, macht das Residenzmuseum im Celler Schloss anschaulich. Gäste entdecken hier nicht nur „schöne“ Schlossräume mit kostbarem Inventar, sondern erfahren zugleich, was eine Residenz ausmachte und erfahren Wissenswertes zur allgemeinen Schlösser- und Residenzkultur.

Abwechslungsreiche Präsentationen führen die Gäste durch die Jahrhunderte: so erwacht ein spätmittelalterlicher Festsaal zum Leben, barocke Paradegemächer bilden mit ihren prächtigen Stuckaturen einen architektonischen Glanzpunkt und machen deutlich, wie eng Zeremoniell und Raumarchitektur miteinander verbunden waren. In den Räumen des 18. und 19. Jahrhunderts lockt unter anderem der „Königssaal“ mit imposanten Gemälden und ausgewählten Kostbarkeiten aus der Zeit der hannoversch-britischen Personalunion und des Königreichs Hannover. Im Südflügel des Schlosses befindet sich die Schlossküche, und eine prächtige Renaissancekapelle ist Ausdruck von Glauben und fürstlichem Herrschaftsanspruch. So können im Celler Schloss alle Facetten einer Residenz – sinnbildlich von der Küche bis zum Theater – unter einem Dach erlebt werden.

Gerade in einem Schloss - dem „Inbegriff von Herrschaftsrepräsentation und Fürstenmacht“ - ist es besonders reizvoll, die Frage nach Herrschaftsbeteiligung, nach Strukturen und Netzwerken von Herrschaft zu stellen. Wer waren diese Fürsten, und waren sie wirklich Alleinherrscher? Wie übten sie Herrschaft aus – und über wen? Was waren und sind Voraussetzungen, um an Herrschaft teilzuhaben, um politisches und soziales Leben (mit) zu gestalten?

Wechsel der Perspektive

Ab Sommer 2021 wird deshalb eine weitere Dauerausstellung hinzukommen, welche die Residenz in ihren Wechselbeziehungen zu Hof, Stadt und Umland darstellt. Unter dem Titel „Herrschaft und Landschaft – Macht und Teilhabe“ findet so ein Perspektivwechsel statt, der deutlich macht, dass keine einseitige Herrschaft von oben nach unten vorlag.

Die Ausstellung führt bis in die Gegenwart und zeigt die Entwicklung von politischer Volksvertretung vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, von der Ständegesellschaft bis zur Demokratie. Dabei wird deutlich, auf welch langem und oft unterbrochenem Weg die heute so selbstverständlichen Werte der Demokratie errungen worden sind. Dieser Teil der Ausstellung lädt ein, mitzudenken, mitzureden und die Zukunft mitzugestalten. Das Celler Schloss als ein herausragender Ort niedersächsischer Landesgeschichte öffnet sich damit zu einem Forum für parlamentarisch-demokratische Diskussion. Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftspolitischer Diskussionen wendet sich die Ausstellung in besonderem Maße an junge Menschen, Schülerinnen und Schüler und möchte sich als fester Bestandteil eines außerschulischen Unterrichts etablieren.

Mueseumspreis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung

Immer nah an seinen Gästen

Mit vielen interaktiven Angeboten versucht das Residenzmuseum, seine Themen ansprechend und zugänglich zu präsentieren. Neben den eigens für junge Gäste geschaffenen Kinderstationen, gehören dazu selbstverständlich eine durchgehend zweisprachige Beschriftung (Deutsch-Englisch), vor allem aber freundliche und zugewandte Angebote, die vielfältige Zugangswege zu einzelnen Objekten eröffnen. Diesen liegt eine ebenso große Wertschätzung des Ausgestellten wie der Gäste zugrunde. Wir meinen: Nur Kenntnis und Verständnis oder im besten Fall Liebe und Faszination für die überlieferte Kultur wecken auch den Wunsch und die Bereitschaft, diese für künftige Generationen zu erhalten!
2009 wurde das Residenzmuseum für sein besucherfreundliches Konzept mit dem Museumspreis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung ausgezeichnet.

Der damalige Landschaftspräsident Götz v. Hohnhorst und Andreas Graf v. Bernstorff enthüllen die Galerie der Celler Herzöge, eine Leihgabe der Landschaft des vormaligen Fürstentums Lüneburg
Der damalige Landschaftspräsident Götz v. Hohnhorst und Andreas Graf v. Bernstorff enthüllen die Galerie der Celler Herzöge, eine Leihgabe der Landschaft des vormaligen Fürstentums Lüneburg

Museumsgeschichte

Das Residenzmuseum ist organisatorisch eine Abteilung des Bomann-Museums.
Um die Jahrtausendwende entstand die Idee, die damals bestehende landesgeschichtliche Abteilung des traditionsreichen Museums neu zu gestalten und mit den bis dahin nur im Rahmen einer Führung zugänglichen „historischen Schlossräumen“ zu verbinden. Unter dem Namen „Residenzmuseum im Celler Schloss“ wurde ein völlig neues Konzept entwickelt, das seither allgemeine Residenzgeschichte und hannoversche Landesgeschichte fruchtbar miteinander verbindet. Das bedeutendste Exponat ist dabei das Schloss selbst, das als bis in das Mittelalter zurückreichendes Baudenkmal steingewordene Geschichte wiederspiegelt.
2004 begann parallel zum laufenden Besucherbetrieb im Schloss die Umgestaltung zum Residenzmuseum. 2005 konnte mit den barocken Paradegemächern der erste Abschnitt eröffnet werden, 2006 war mit den Caroline-Mathilde-Räumen im Ostflügel der zweite Abschnitt fertig. Die Einbeziehung von Rittersaal, Küche und Kapelle sowie die Umgestaltung des Foyers bildeten 2007 den Abschluss des 3. Bauabschnitts. Im
Jahr 2021 kommt durch die Umgestaltung der einstigen militärgeschichtlichen Abteilung des Bomann-Museums eine weitere Abteilung hinzu.

Während ein Großteil der Exponate des Schlossinventars Eigentum der Stadt Celle sind, konnte zusätzlich aus den landesgeschichtlichen Beständen der Sammlung des Bomann-Museums geschöpft werden. Diese wurde seither gezielt zu den Themen der Celler Residenz erweitert.
Die professionelle Magazinierung der Objekte sowie die konservatorische und restauratorische Betreuung sind durch die Einbindung des  Residenzmuseums in das Bomann-Museum gewährleistet. In engem Austausch wird auch hier für die Klima­kontrolle (Klimaüberwachung und -aufzeichnung) sowie die Sicherheit der Objekte Sorge getragen. Trägerin des Residenzmuseums ist die „Gesellschaft zur Unterhaltung des Bomann-Museums“, deren Gesellschafter die Stadt Celle, der Landkreis Celle, der Museums­verein in Celle e.V. sowie die Landschaft des vormaligen Fürstentums Lüneburg sind.

 

Partnerschaften

Ein Museum braucht gute Partnerschaften! Die Vielfalt seiner Themen, die Fülle der Aufgaben und Herausforderungen erfordern die Unterstützung und das Fachwissen von Expertinnen und Experten und immer neues Feedback von außen. Dazu zählen in erster Linie die Gäste selbst und die Freundinnen und Freunde des Museums und seiner Themen. Ebenso wichtig ist ein Netzwerk mit Expertinnen und Experten in den verschiedensten Bereichen (zum Beispiel der Residenzenforschung, dem Schlösserwesen, dem Kunstbetrieb, der Vermittlung und natürlich mit Kolleginnen und Kollegen in der Museumslandschaft und weiteren Kulturinstitutionen). Um neue Projekte realisieren zu können, ist zudem die verlässliche Kooperation mit Förderern wie Stiftungen und anderen Einrichtungen Voraussetzung. Wir danken allen Förderern, die die Einrichtung des Residenzmuseums selbst sowie viele Projekte ermöglicht haben. Informationen hierzu finden Sie an den entsprechenden Stellen.
Darüber hinaus freuen wir uns über die seit vielen Jahren so positiv wirksamen Medienkooperationen mit NDR Kultur sowie mit dem Landesfrauenrat Niedersachsen e.V., im Rahmen der Initiative „frauenORTE Niedersachsen“.

 

Weiterführende Links:

Bomann-Museum Celle https://www.bomann-museum.de/
Museen im Landkreis Celle e.V. https://www.mvcplus.de/
Museumsverband Niedersachsen und Bremen https://www.mvnb.de/
Ausstellungsgestaltung: https://www.homann-guener-blum.com/projekt/residenzmuseum-im-celler-schloss/

Das lebhafteste Vergnügen, das ein Mensch in der Welt haben kann ist, neue Wahrheiten zu entdecken; das nächste von diesem ist, alte Vorurteile loszuwerden.

— Friedrich II., „der Große“, König von Preußen (1712–1786)