Die (Bau)geschichte
Burg – Residenz – lebendiges Schloss

Unter den erhaltenen Welfenschlössern des Barock ist das Schloss in Celle das bedeutendste. Als Stein gewordene Geschichte spiegelt seine bauliche Entwicklung die sich verändernde Funktion der Residenzstadt vom Mittelalter bis in die Gegenwart wider.

Die Entwicklung des Celler Schlosses verlief über einen längeren Zeitraum im Zuge der Ausbildung neuer Herrschaftsformen und -zentren. Solange die Herzöge ihre Herrschaft noch reisend ausübten, war das 1292 am heutigen Standort neu gegründete Celle nur einer von mehreren Hofstandorten. Aus dieser Zeit sind noch die Grundmauern des einstigen Wehrturmes (im Bereich des heutigen Nordwestturmes) erhalten, ebenso der etwas später angefügte Wohnturm (Palas). Ab 1433 wurde Celle zur ständigen Residenz des bedeutendsten und größten welfischen Teilfürstentums Lüneburg. Damit erfolgte ein Ausbau der Burg zum Ort dauerhafter Hofhaltung. Festsäle im Bereich des Ostflügels sowie die Kapelle an der Südostseite wurden angebaut.

Das Celler Schloss, 13./14. Jahrhundert
Die Residenz war ursprünglich in das Befestigungssystem der Stadt eingebunden. Ein hoher Wall und ein Torhaus sicherten das Schloss. Beides wurde im 19. Jahrhundert abgerissen. (Ausschnitt aus einem Gemälde am Altarflügel der Celler Schlosskapelle, um 1569).

Ausweitung des Schlossgeländes

Mit dem Ausbau einer behördlichen Struktur (Verwaltung und Rechtsprechung) in der frühen Neuzeit wurde das ehemalige Burggelände weiter ausgebaut und aus Platzmangel erfolgte eine Ausweitung in den Bereich der Vorburg (den heutigen „Schlossplatz“). Der Ausbau zu der bis heute das Bild prägenden Vierflügelanlage erfolgte erst um 1670. Dabei griff der Bauherr, Herzog Georg Wilhelm, mit dem viertürmigen Karree auf einen Architekturtypus zurück, der erst kurz zuvor durch den Wettbewerb für den Pariser Louvre Bestätigung gefunden hatte.

Internationale Einflüsse

Die Wahl italienischer Architekten (Lorenzo Bedogni, Venedig/Josepho Arighini, Brescia) und Stuckateure einerseits und der Einbau eines Hoftheaters sowie einer Raumfolge von Paradegemächern andererseits bezeugen die Ausrichtung Georg Wilhelms an den Standards der europäischen fürstlichen Kultur seiner Zeit. Zugleich ist dies Ausdruck des hohen Ranges, den das Haus Braunschweig-Lüneburg im Reigen der europäischen Mächte des 17. Jahrhunderts einnahm. Nach dem Ende der Residenzzeit Celle 1705 erlag die Bautätigkeit. Während des Aufenthaltes der dänischen Königin Caroline Mathilde von 1772–1775 wurden noch einmal Umbauarbeiten im Ostflügel sowie im Theater durchgeführt.

Königlicher Glanz

Erneute größere bauliche Maßnahmen wurden erst wieder im 19. Jahrhundert umgesetzt, als das Celler Schloss zu einer Art Sommerresidenz der Könige von Hannover wurde. Während der Nordflügel relativ unangetastet blieb, wurden die Räume im Ost- und Südflügel den neuen Erfordernissen angepasst und nach Plänen des hannoverschen Hofarchitekten Laves umgestaltet. Auch der Zugang zum Schloss wurde verändert: Anstelle des noch mittelalterlichen Treppenturmes im Innenhof wurde ein repräsentatives zweiläufiges Treppenhaus mit anschließenden Galerien eingebaut. Zwei breitere Toreinfahrten öffnen das Schloss seither auf der Ostseit

Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen

Das Land Niedersachsen führt seit 1973 mit großem Aufwand umfangreiche Sicherungs- und Sanierungsarbeiten durch, um das Bauwerk weiterhin zu ertüchtigen und eine zeitgemäße Nutzung in Einklang mit der historischen Bedeutung und Qualität dieses wichtigen landesgeschichtlichen Baudenkmals zu ermöglichen. Ein wesentliches Ziel in den 1980er Jahren war es, die Paradegemächer Herzog Georg Wilhelms und seiner Gemahlin, der Hugenottin Eléonore d’Olbreuse, wiederherzustellen und diese beiden kunst- und kulturgeschichtlich wichtigen Raumfolgen dem Zustand der Erbauungszeit wieder anzunähern. Beispielhaft zeigt sich hier die frühe Rezeption der italienisch-französischen Kulturströmung.

Bewahrung für die Zukunft

2010 bis 2012 erfolgte die Sanierung und behutsame Modernisierung des Schlosstheaters im Nord-West-Flügel. Die Restaurierung und die klimatechnische Überwachung der europaweit bedeutenden Schlosskapelle im Südost-Turm sind weitere beständige Aufgaben.
2020/21 findet die Sanierung des 3. Obergeschosses im Ostflügel sowie des darüber befindlichen Renaissance-Dachstuhls ihren Abschluss. Parallel dazu finden weiterhin umfassende Erhaltungsarbeiten an den Fassaden sowie den Fenstern statt.

Alles wandelt sich, nichts vergeht.

— Ovid (43 v. Chr.–17 n. Chr), Metamorphosen